Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist heutzutage online, ein Großteil nutzt soziale Medien. Egal, ob kleines Café oder großer Konzern, auch rund 90 Prozent der Firmen in Deutschland ist auf Social Media aktiv. Doch die sozialen Medien sind ständiger Veränderungen unterworfen. Welche Trends erwarten uns im Jahr 2020?
Das Unternehmen Talkwalker hat kürzlich den Social Media Trend Report 2020 veröffentlicht, der viele spannende Entwicklungen für das Jahr 2020 verrät. Dafür wurden 50 Mitarbeiter und Entscheider von Unternehmen wie adidas, TikTok, Spotify und viele Weitere interviewt und nach ihrer Meinung befragt. Doch dazu später mehr.
Der der zu Beginn des Jahres 2020 veröffentlichte Bericht enthält jedoch einen entscheidenden Trend nicht: Covid-19.
Inhaltsverzeichnis
Trend #1: Corona bestimmt die Kommunikation
Das neuartige Virus Corona betrifft jeden Staat, jeden Menschen, jedes Unternehmen. Diese Gemeinsamkeit spiegelt sich auch in der Online-Konversation wider. Covid-19 alias Corona bestimmt die Unterhaltungen in den sozialen Medien. Innerhalb von 24 Stunden wird etwa 16 Millionen Mal in sozialen Medien, auf Webseiten und in Foren nach dem Begriff gesucht, der regelmäßig in den Google Trends aufscheint.
Social Media wird während der Corona-Krise immer wichtiger, denn das öffentliche Leben ist fast auf null heruntergeschraubt und die Menschen haben mehr Zeit und verbringen diese vermehrt online. Viele Unternehmen haben ihre Online-Kampagnen aufgrund der Umstände heruntergefahren oder verändert.
Es ist eine gute Idee, nicht nur das Budget, sondern auch die Werbeinhalte an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Wichtig ist bei der Kommunikation durch Social Media empathisch zu bleiben, Menschen Hoffnung zu spenden, aber auch ehrlich zu kommunizieren, wie sich die Krise auf das Unternehmen und seine Angebote auswirkt. Wer einfach wie vorher weitermacht, redet klar an der Zielgruppe vorbei.
Positiv ist, dass die sozialen Netzwerke in der Krise ihrem Namen tatsächlich gerecht wurden und Ideen wie etwa die Nachbarschaftshilfe und Hashtags wie #supportyourlocal oder #stayhome verbreiteten. Ein schöner digitaler Trend in unsicheren Zeiten.
Trend #2: TikTok und andere Velvet-Rope Trends
Abgesehen von einer spontanen und empathischen Kommunikation zum Thema Covid-19, hält das Jahr 2020 noch weitere Trends in puncto Social Media bereit. Dazu zählt beispielsweise das relativ junge soziale Netzwerk TikTok, das aktuell rund eine Milliarde Nutzer pro Monat verzeichnet.
Rund 60 Prozent der User sind unter 24 Jahre alt, die meiste Verbreitung hat das Netzwerk in China. Gerade Unternehmen mit einer jungen Zielgruppe sollten diesen Trend nicht verpassen. Generell steht TikTok stellvertretend für sogenannte „Velvet-Rope“-Services, die immer wichtiger werden.
User wollen sich vermehrt unter Ihresgleichen tummeln. Gleichgesinnte zu finden wird immer wichtiger. Netzwerke wie Facebook sind bei der jungen Zielgruppe rückläufig, da gerade junge Erwachsene dort mittlerweile oft auf ihre gesamte Verwandtschaft inklusive Oma und zusätzlich noch auf den Chef ihres Unternehmens treffen. Nachvollziehbar, dass andere, exklusivere Netzwerke bevorzugt werden.
Trend #3: Spezielle Zielgruppen wie Generation Z und Millennials erreichen
Schon jetzt sagt die Generation Z, also jene, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden, dass sie klassischer Werbung nicht vertraut, so die Report von Talkwalker. 84 Prozent der Generation Z sind dieser Meinung.
Diese Zielgruppe, die übrigens eine nicht zu unterschätzende Kaufkraft aufweist, muss also anders angesprochen werden. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von Hyperpersonalisierung, die auch bei anderen Zielgruppen gut funktioniert.
Im Idealfall erhält jeder Nutzer ein präzise auf ihn zugeschnittenes Werbeangebot. In der Praxis unerreichbar, doch um sich diesem Ideal ansatzweise zu nähern, müssen Daten über das Verhalten und die Interessen dieser Kunden gesammelt werden. Dafür ist künstliche Intelligenz unverzichtbar, ein weiterer Trend für Social Media 2020.
Trend #4: Künstliche Intelligenz wird wichtiger
Künstliche Intelligenz wird gerade im digitalen Marketing immer wichtiger, um der Zielgruppe personalisierte Werbung zu bieten oder die Anzeigen in den richtigen Momenten zur Verfügung zu stellen. Doch je genauer die Werbung auf den Kunden zugeschnitten sein soll, desto mehr Daten sind notwendig. Diese kann man direkt vom Kunden, über Cookies auf der Webseite oder über andere Tools abfragen.
Einen entscheidenden Beitrag leistet in diesem Bereich die künstliche Intelligenz, sogenanntes Machine Learning, dessen Einfluss auf soziale Medien wächst. Dadurch ist es zum Beispiel möglich zu verstehen, welche Inhalte in Social-Media-Feeds den Vorzug bekommen oder wie unsere Emotionen funktionieren. Es geht hierbei um selbstständige Wissenserweiterung und Algorithmen, gespeist von Daten.
Trend #5: Datenschutz oder Datenhunger?
Scheinbar im Widerspruch dazu steht die Frage nach dem Schutz der Kundendaten. Unternehmen müssen den goldenen Mittelweg zwischen Datenhunger und Datenschutz finden. Denn User reagieren aus guten Gründen zunehmend sensibel auf das Thema.
Daten sind entscheidend für Unternehmen, die damit ein viel gezielteres Targeting vornehmen können.
Andererseits wollen die Kunden, dass ihre Informationen verantwortungsvoll behandelt und nicht weitergegeben werden. Deshalb ist es für Firmen essenziell, klar zu kommunizieren, für was die Daten genutzt werden und das Einverständnis des Kunden dazu einzuholen. Nur wer Transparenz schafft, erhält Vertrauen.
Trend #6: Kurzlebige Inhalte bestimmen die Welt
Wir leben in einer Zeit in der das „Jetzt“ und vor allem „Jetzt sofort“ alias ASAP eine enorme Bedeutung haben. Alles soll sofort zur Verfügung stehen, die Geduld der Social-Media Nutzer schrumpft. Wie schon 2019, sind deshalb kurzlebige Inhalte noch immer sehr beliebt.
Auf Instagram erhalten beispielsweise die Stories immer mehr Zuspruch, der Feed verliert an Bedeutung und wird eher wie eine Visitenkarte gehandhabt. Die spannenden Dinge aber werden in den Stories erzählt, die nur 24 Stunden zu sehen sind und als authentischer und direkter gelten. Nutzer bringen Stunden damit zu, eine Story nach der anderen zu betrachten. 2019 haben 500 Millionen User weltweit täglich die Stories genutzt, ein Anstieg von 100 Millionen Nutzern innerhalb von sechs Monaten.
User unter 25 Jahre verbringen täglich 34 Minuten auf Instagram, Nutzer über 25 verweilen 24 Minuten lang. Unternehmen sollten die Stories daher nicht als nettes Feature für zwischendurch, sondern als ihre Hauptaufgabe auf Instagram ansehen. Die User können per Emoji-Slider, durch Umfragen und vieles mehr zur Interaktion aufgefordert werden.
Aufgepasst: Die Aufmerksamkeitsspanne vieler Nutzer beläuft sich auf 5 Sekunden. Ist der Inhalt nicht interessant genug, wird einfach weitergeklickt.
Trend #7: Influencer bleiben wichtig, aber eine Sache ändert sich
Man liebt sie oder man hasst sie: Influencer.
Doch warum Marken sie lieben, liegt klar auf der Hand: Influencer sind nah dran an ihrem Publikum und überzeugen durch ihre Authentizität. Wenn also ein Instagram-Star ein Produkt empfiehlt, kommt das fast einer Empfehlung aus dem eigenen Freundeskreis gleich.
Genau deshalb ist diese Art von Marketing bei Firmen so beliebt. Doch je größer der Kanal eines Influencers, desto weiter weg ist er oder sie von seiner Zielgruppe und desto geringer ist auch die Interaktion pro Post bei den Usern. Das wissen auch Unternehmen, die nun vermehrt auf sogenannte Mikro-Influencer setzen, statt einen Kanal zu wählen, der durch eine besonders hohe Reichweite glänzt. Die Glaubwürdigkeit der Kampagnen ist damit deutlich höher.
Trend #8: Die Digitalisierung schreitet voran
Krisen sind immer auch eine Triebfeder für Veränderungen. Durch die Corona-Krise wurde die Digitalisierung in Deutschland beschleunigt und ein Prozess in Gang gesetzt, der sonst Jahre gedauert hätte.
Plötzlich wurde in vielen Unternehmen Home Office möglich, die sich zuvor jahrelang gegen Heimarbeit sträubten. Im Zuge dessen ist auch die digitale Transformation ein entscheidender Schritt, der Experten zufolge einen langfristigen Trend darstellt.
Firmen legen ihre Bedenken gegenüber digitalen Technologien immer mehr ab und begreifen, wie wichtig sie für einen nachhaltigen Erfolg des Unternehmens sein können. Wer weiß, vielleicht katapultiert uns die Corona-Krise zumindest in puncto Technologie und deren Nutzung Jahre in die Zukunft.
Fazit: Mit Optimismus punkten
Davon abgesehen gibt es natürlich viele weitere Trends für das aktuelle Jahr, die sich an dieser Stelle nicht alle aufzählen lassen. Manche von ihnen werden auch in Zukunft wichtig sein, andere hingegen versinken in der Bedeutungslosigkeit.
Doch eines steht fest: Die Welt vor Corona ist nicht die gleiche wie danach. Im Grunde sitzen wir alle im gleichen Boot, keiner weiß genau, wie und wann es weitergeht.
Wer in diesen Krisenzeiten punkten kann, bleibt nachhaltig und positiv im Kopf der Kunden. Strategien für Social Media sollten daher immer wieder auf ihre Aktualität hin geprüft werden und auf die aktuellen Geschehnisse reagieren.
Nicht vergessen: Optimismus zahlt sich aus und ist nicht nur gut fürs eigene Gemüt, sondern kommt auch bei den Kunden gut an, solange die Empathie nicht vergessen wird. Das Beste aus der Situation machen und den Humor nicht verlieren, getreu dem Motto von Karl Valentin: „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“